Wer bin ich ohne meine To-do-Liste?
Ein persönlicher Impuls vom KI-Slam im KI-Café
Manchmal beginnt alles mit einer einfachen Frage. Das Koerting-Institut fragte in der Skool-Community vom KI-Café: „Welches Thema würdest du bei einem KI-Slam vorstellen wollen?“ Ich habe – wie so oft – intuitiv geantwortet. Bin in mich gegangen. Und gespürt, was wirklich zählt. Denn mein großes Anliegen ist: Finde deine Vision. Lebe sie. Geh deinen eigenen Weg. Und so schrieb ich darunter: „Die KI kann vieles – aber nicht deine Vision leben.“
Ein Satz, der etwas in Bewegung brachte. Ein Satz, der mich auf die Bühne des KI-Slams am 2. April im KI-Café brachte – vor über 300 Teilnehmenden, die neugierig waren auf neue Perspektiven inmitten der rasanten Entwicklungen rund um künstliche Intelligenz. 12 Speaker:innen, 12 Botschaften – und mittendrin ich mit einem Thema, das zwischen all den technischen Innovationen vielleicht am meisten berührt: Wer sind wir – ohne unsere To-do-Listen?
Ich eröffnete mit einem kleinen Lacher: „Ich habe die KI mal gefragt: Wer bin ich ohne meine To-Do-Liste?“ Die Antwort: „42.“ (Gelächter im Raum. Wer Per Anhalter durch die Galaxis kennt, versteht.)
Dann wurde es stiller. „Mal ehrlich – wer von euch fühlt sich auch ein bisschen lost, wenn die To-Do-Liste wegfällt?“ Denn genau darum geht es doch: Inmitten von Effizienz, Automatisierung und Optimierung stellen wir uns viel zu selten die Frage: Was bleibt, wenn wir nichts mehr „abarbeiten“ müssen?
Ich habe selbst erlebt, was das bedeutet. Ich habe meinen sicheren Beamtenjob verlassen – aus gesundheitlichen Gründen. Und mit ihm eine Identität, die stark über Leistung und Struktur definiert war. Plötzlich war da Raum. Für neue Fragen. Für mich.
Wer bin ich wirklich – jenseits der Rollen, Aufgaben und Systeme?
Früher war Wissen Macht. Heute zählt, wie du mit Wissen, Emotionen und Menschen umgehst. Die neue Währung heißt: Wahrnehmung. Verbindung. Kreativität.
Was also bleibt, wenn KI alles optimiert? Ganz viel Raum. Raum, der uns – wie in der Pandemie – auch an unsere Grenzen führen kann. Aber genau dort liegt die Einladung: Wer bist du? Was willst du wirklich? Was treibt dich an – und was nicht?
Ich nenne das das Wahrnehmungszeitalter. Es geht nicht mehr nur ums Funktionieren – sondern ums Spüren. Um unsere energetische Signatur. Um echte Verbindung.
Ich komme aus der Nähe von Leipzig. 1989 stand die friedliche Revolution direkt vor meiner Haustür. Das hat mich geprägt. Wenn Menschen an sich glauben, ist alles möglich.
Auch heute stehen wir an einem Wendepunkt. Und ich frage dich: Wenn KI Routinen übernimmt – worum geht es dann wirklich? Was würdest du tun, wenn Geld keine Rolle spielt? Was wolltest du als Kind schon immer werden? Was hält dich ab? Was wäre dein erster kleiner Schritt?
Ich bin auf einem Bauernhof groß geworden. Es gab nicht mal ein Telefon. Und jetzt? Jetzt spreche ich über KI. Manchmal fühlt sich das an wie ein Schleudersitz. Ich bin schnell, kann viel verarbeiten – aber auch ich stoße an Grenzen. Angst fühlt sich manchmal an wie nur noch 1 % Akku.
KI ist ein mächtiges Tool. Aber sie kann nicht träumen. Nicht fühlen. Nicht wählen. Du schon.
KI erkennt Muster. Du kannst daraus neue Wege formen. Du entscheidest, ob sie dich limitiert – oder unterstützt. Bisher galt: Wer viel zu tun hat, ist wichtig. Doch vielleicht gilt bald: Wer präsent ist, ist kraftvoll. Wer leer aushält, ist frei. Wer verbunden lebt, ist erfüllt.
Zum Schluss habe ich das Publikum noch eingeladen: „Nimm dein Handy. Öffne ChatGPT. Und tippe: Roast me. Wenn du mutig bist: Roast me as hard as you can.“ Ein Lacher. Und dann ein Moment des Innehaltens. Was, wenn eine KI dich irgendwann besser kennt als du dich selbst? Ist das eine Bedrohung? Oder endlich die Einladung, hinzuschauen – ehrlich, mutig, menschlich?
Denk drüber nach. Danke fürs Lesen. Und vielleicht auch fürs Spüren.